- Bruder
Der Tag war klar
und seltsam schien
die Luft hell durchhaucht, sonderbar
kroch Wärme in sein Herz
Sieh, dort ging er hin
auf seinem Wege und nie
war ferner ihm der Schmerz
- Deiner Schoenheit Gewaehr
Deiner Schönheit Gewahr
Komm nicht näher...
Niemals, nicht fürs Pfand meines Lebens
Hätt' ich die Gewissheit getauscht
Daß all meine Hoffnung vergebens
Zu sehen, was mich nun berauscht
Es trifft mich der Schlag deiner Augen
- Der Wind auf den Feldern
Ich saß dort tief' im Gerstengrün,
Ich saß dort mit meiner Liebe.
Mein traurig' Herz zu zögern schien,
ob ich denn bei ihr bliebe.
Obgleich es schlug für sie,
So schlug 's doch nun der Heimat schneller,
Und sanft der Wind durchs Tale blies
Und streichelte leise die Felder,
- Des Regens Kalte
Die Kälte des Regens entstellt meine Züge
Das Licht des Morgens entschwindet
Der Lärm dieser Welt klingt wie eine Lüge
Das Glas meiner Seele erblindet
Doch dann sehe ich plötzlich in dein Gesicht
Und mich trifft die Erkenntnis: Du siehst mich nicht
Und so stehen wir beide, getrennt durch das Eis
- Die Letzte Glocke
Sonnenscherbe, sterbend fahl, regnet auf das Glas
Schattenschemen springen von Beton hin zu Asphalt
Schmutz, Gestank und Menschenschlangen treiben wohl dahin
Und ich, ja ich, bin einer unter vielen
Lauft nur, Menschlein, zirkelt Straßen
Mehret fleißig Hab und Gut
Doch bald, ja bald, da ziehen sie heran
- Ein Ding im Spiegel
Kaltes Licht, wie fällt‘s von oben
Staub, der tanzt im Strahl verwoben
Graue Wände fragen nicht nach Zeit
Leichentuch, im Hauch sich regend
Bleich‘ Gespinst sich sanft bewegend
Drohend Form umspielt und blähet weit
Darunter ahnt das Aug‘ die Linien
- Kalt, dieser Morgen
Der Tag grüßt heran
langsam und fahl
nur die Amsel singt
zitterndes Gras
Gewendetes Blatt
fahrig die Schrift
salziger Schmerz
- Katharsis
Orpheus im Dunkel, dein Weg ist zuende
Ikarus am Boden, dein Flug ward vereitelt
Am nördlichen Himmel zerfallen die Berge
Im Wald lauern Wölfe und der Morgen ist weit
Vor ihm Lag ein graues Tal
Nebelschleier sangen leise
Von der Zukunft tausend Wegen
- Klingentanz
Ein fremder Mann
....ist das Gesicht, das mir
im Spiegelbild den kalten Blick entlohnt
Im blanken Stahl
....des arg geschund´nen Helms,
den versonnen in der Hand ich dreh´
Dem Grabe gleich
....umarmt ein Harnischkleid
- Mein Hass Treibt Nadeln
Mein Haß ist ein Strudel aus gläsernen Dolchen
Teilen dein Fleisch dir gleich klaren Gedanken
Aus hoch konzentrierten Himmelsgebirgen
Zeig ich dir Demut, quellwasserklar.
Gräßliche Wut, im Erdkern zerschmolzen
Schwelt in den Steinen, lavazerfressen
Treiben die Schollen der letzten Vernunft
- Traume weiter, schones Kind
Heut' Nacht, als du schliefst, ganz tief und verletzlich, da
Lag ich dir bei und ich hielt deine Hand
Fühlte den Puls deines gierigen Lebens
Sah deine Lider im Traume sich regen
Oh, schmerzlicher Anblick, der sich dort bot, so
Nah ich dir war, so fern ich dich fühlte
Zwischen beiden Körpern lag mehr als das Laken
- Unser beider Babylon
Am Hügel stehend beim alten Baum
Schreit an mich der Wind, doch ich spüre ihn kaum
Wie die Zeit die mich streift, welche halte ich an
Denke an Damals so fest ich kann:
Das Nichts deiner Augen brannte schicksalsrot
Das Tagebuch schweigt und in mir schreit die Frage:
Wer war Schuld? …Das Kind war längst schon Tod